Montag 11. Januar
Heute gilt es Ernst. Alles muss in den zwei Velotaschen Platz finden. Nur das Geld und ein par persönliche Utensilien tragen wir im Rucksack mit. Ich habe für mich eine Packliste angelegt, damit ich meine Sachen jeweils problemlos finden kann ohne alles auspacken zu müssen, denn bekanntlich kommt das Gesuchte sonst erst zuletzt zum Vorschein. Obwohl eigentlich Radfahren in Yangon verboten ist, gelangen wir ohne Probleme über Hintergässlein zum nahe gelegenen Bahnhof. Das Velo müssen wir 1 Std. vor Abfahrt am Gepäckschalter abgeben.
Warum ist uns schleierhaft, den die Velos mit dem Gepäck müssen wir eigenhändig zum Bahnsteig bringen. Das Gedränge ist gross. Alle Reisenden wollen mit viel grossem Gepäck einsteigen. Wir haben gottseidank reservierte Plätze, aber unsere Velos werden nicht etwa wie wir erwartet haben in einem Gepäckwagen mitgeführt, sondern müssen auf der kleinen Eingangsplattform Platz finden. Was vorerst als unmöglich erscheint wird Tatsache. Alles was während der Fahrt durch die Wagen getragen wird, und das pausenlos, muss drum herum oder darüber gehievt werden. Niemand kümmert das, es ist offensichtlich selbstverständlich, nur wir machen uns Sorgen dass die Velos beschädigt werden könnten, da wir sie nicht permanent im Auge behalten können.
Es passiert tatsächlich nichts, ausser dass viele Leute unsere Hightech Velos bestaunen und alles anfassen und ausprobieren müssen. Gerade meine Velopumpe oder die Gangschaltung weckt immer wieder ihr ungebremstes Interesse. Punkt 13:00 Uhr fährt der Zug ab, langsam aber mit Getöse, obwohl im Schneckentempo. Nicht nur das Wageninnere und die Sitze sind aus dem letzten Jahrhundert und in einem erbärmlichen Zustand, das Fahrgestell macht nicht den Eindruck, dass es die 8-stündige Fahrt auf den unglaublich holprigen Geleisen überstehen wird. Nachdem wir den Bahnhof mit all seinen ausgelatschten Weichen ohne Zwischenfall passiert haben (ich wäre keine Wette eingegangen), beschleunigt der Zug durch die Vororte von Yangon auf satte 30 km/h und später auf dem Land auf halsbrecherische 50 km/h.
Der Lärm im Wagen wird so gross, dass man sich nur schwer verständigen kann. Die Wagen rollen und stampfen über die ausgefahre nen Geleise dass einem Angst und Bange wird. Der Wagen vor uns muss ein defektes Chassis haben, denn er neigt sich so gefährlich hin und her, dass ich meine er müsste nach meinen physikalischen Kenntnissen jederzeit aus den Schienen kippen. Aber wir erreichen unsere Destination Pyay unbeschadet, nur mit etwas Verspätung um 20:30 Uhr. Dort verabschieden wir uns von der Burmesischen Familie aus Pyay, die wir auf der Fahrt kennen gelernt haben und uns spontan für den nächsten Tag zu sich nach Hause eingeladen hat. Das Personal des Hotels, wo wir ein Zimmer für 15$ die Nacht reserviert haben, nimmt uns in Empfang und begleitet uns zum nahe gelegenen Hotel. Hunger haben wir keinen mehr aber dafür einen grausamen Durst auf ein kühles Bier.