Freitag, 29. Januar
Heute starten wir endlich wieder einmal zu einer grösseren Velotour, ins 70km entfernte Pyin U Lwin. Diese Stadt in den Bergen wurde 1896 von den Briten für ihre Kolonial Herrschaften gebaut, um der Hitze in der
Niederungen von Mandalay zu entkommen. Abfahrt im fahlen Tageslicht um 06:30. Die ersten 40km sind flach, sozusagen zum aufwärmen, dann geht es auf Passstrassen 20 km lang meist steil bergauf bis aufs Hochplateau auf 1100 m. Eine Herausforderung bei der Wärme, dem Staub und den Abgasen der vielen schweren Lastwagen, die ihre Waren zur chinesischen Grenze bringen.
Der Druck der auf Brusthöhe austretenden heissen Auspuffgase ist so gross, dass man fast von der Strasse gefegt wird. Aber wir schaffen es mit zwei Pausen in 6.5 Std. Fahrt zum Ziel. Hier auf der Hochebene blässt eine angenehme kühle Briese und die Luft ist tatsächlich spürbar besser als in Mandalay. Das Städtchen mit vielen Häusern aus der Kolonialzeit hat einen eigenen Charme. Nebst Gemüse, Früchte und Kaffekulturen werden hier sogar Trauben angebaut, uns so entschliessen wir uns zum ersten Mal eine Flasche lokalen Wein zur Feier des Tages zu genehmigen. Der Geschmack ist ungewohnt und sehr süss. Beim näherer Betrachtung des Ettikets wird klar, dass uns der Kellner eine Flasche Wein aus Pflaumen vorgesetzt hat. Wir lernen, dass das eine Spezialität
dieser Gegend ist, Wein auch aus Früchten zu produzieren.
Samstag, 30. Januar
Heute Morgen besichtigen wir den Botanischen Garten “National Kuandawgyi Gardens”, die Hauptattraktion hier. Der 176 Hektar grosse Garten, der von den Briten 1915 angelegt wurde, beherbergt 480 Arten von Blumen, Büschen und Bäumen. Natürlich blühen im Winter auch hier nicht so viele Pflanzen, und doch präsentiert sich der Garten mit einer ansehnlichen Blumenpracht. Vom Aussichtsturm geniesst man einen herrlichen Rundblick in die Umgebung. Auch der Orchideeengarten ist sehenswert und das Schmetterlingsmuseum zeigt eindrücklich die vielfalt der lokalen Spezies und auch viele Exponate aus aller Welt. Für den Nachmittag habe ich noch genügend Energie aufgespart um die Anisakan Wasserfälle zu besuchen die sich 10km weiter südlich befinden. Mit dem Velo erreiche ich den Eingang zur tiefen Schlucht in einer 1 Stunde. Von zwei Frauen aus dem nahen Dorf werde ich informiert, dass für den Abstieg eine halbe und für den Aufstieg mindestens eine Stunde auf dem steilen und unwegsamen Gelände zu berechnen sei und ob ich mir denn das zutrauen würde. Sie würden mich dabei begleiten und kühle Getränke mitbringen. Das kann sicher nicht falsch sein bei dieser Wärme.
Die Wasserfälle sind tatsächlich sehenswert. Das noch reichliche Wasser stürzt sich imposant über die 30-50 m hohen Felsen in einen Pool. Hier wurde natürlich auch eine kleine Pagode gebaut und ein Imbissstand bietet Essen und Getränke an. Nach eingehender Besichtigung und einer grosszügigen Erholungspause beginnen wir den Aufstieg. In der Schlucht ist es ohne Wind drückend heisses, so dass wir uns zwei Pausen gönnen mit einem kühlen Getränk von meinen Begleiterinnen, die mir mit ihren Hüten kühlende Luft zufächern. Wenn das kein guter Service ist für 6000k, ein Papenstiel für mich aber ein guter Tagesverdienst für die die beiden Frauen. Eine erfreuliche win-win Situation. Im idyllischen Restaurant am See gibt es ein vorzügliches Nachtessen mit einer Flasche Wein aus Trauben, aber auch dieser Wein hat bei 13.5 Vol.% noch reichlich Restzucker.
Sonntag. 31. Januar
Die Rückfahrt nach Mandalay bewältigen wir nun locker in 4 Std. Weil es Sonntag ist, sind nur wenige Lastwagen unterwegs, was unsere Fahrt viel erträglicher macht. Noch auf dem Hochplateau, vor dem Abstieg schwenken wir neugierig in eine groszügig angelegte Betonstrasse ein, an deren Ende wir eine
Neubausiedlungen erblicken. Diese Häuser sind nach europäischem Standard gebaut und befinden sich an schönster Lage mit Aussicht auf die Ebenen von Mandalay. Wie sich herausstellt ist das ein Teil einer riesigen neuen Industriestadt für Hightech Firmen der Elektronik Branche die hier aus dem Nichts im Entstehen begriffen ist. Die Erschliessung mit Strassen, Strom und Wasser ist schon gemacht und die Stadtteile für Wohnviertel, Supermärkte und Industriegelände sind sorgfältig markiert und ausgeschildert. Die Bauarbeiten sind im vollen Gange und die Ersten Bauten sind bereits fertig. Unglaublich, dass in einem sonst so rückständigen Land solche
Projekte überhaupt realisiert werden können. dass sie dazu in der Lage sind hat die Regierung ja aller Welt bewiesen, indem sie die neue Hauptstadt Nay Pyi Taw weit draussen im Jungle auch aus dem Nichts aufgebaut haben. Das entspricht offensichtlich ganz der Tradition dieses Landes, denn alle früheren Herscher und Könige haben auch immer wieder neue Haupt- und Königsstädte und monumentale Kultstätten gebaut in ihrem Wahn für Macht und Grösse. Auf unserem Zwischenstop in Mandalay treffen wir am Abend auf Peter Ehard aus Deutschland, bei den Einheimischen als ‘Peter Germany’
bekannt. Er ist ein erfahrener Burma Kenner, denn er bereist dieses Land bereits zum 6. Mal. Er kommt gerade aus Monywa zurück, der Stadt die wir uns als Nächstes auch zum Ziel gemacht haben. Eine willkommene Gelegenheit von so einem Experten ersthand Informationen zu bekommen. Und so sind wir ganz Ohr, als er uns mit ungebremster Begeisterung von einem 4-tägigen Trip zu einem Elefanten Camp berichtet, der in keinem Guide beschrieben und auch sonst seines Wissens noch kaum von Touristen besucht worden ist. Nicht ganz billig, aber es sei ein einmaliges Erlebnis.