Samstag, 20. November 2010

Yangoon

Samstag 9. Januar
Unser Guide Shwe Min holt uns um 09:00 im Guesthouse ab. Als Erstes fahren wir mit dem Taxi zum Gemüsemarkt. Das ist der Engrosmarkt für Yangon und die Umgebung. Die Händler und Warenhausbesitzer klein und gross decken sich hier mit dem täglichen Bedarf ein. Die Ein- und Ausgänge sind entsprechend hektisch und betriebsam, man muss Acht geben nicht überfahren zu werden. Auf zwei Stockwerken befinden sich unzählige Verkaufsplätze mit mit riesigen Mengen an Frischgemüse oder auch getrocknete Fische und Crevetten aller Gattung. Hier geht es etwas ruhiger zu. Zu hunderten sind mehrheitlich Frauen und Jugendliche beschäftigt Waren für den Verkauf aufzubereiten und anzubieten. Da gibt es exotische Produkte die wir nicht kennen oder noch nie gesehen haben. Unser Guide gibt fachkundige Hinweise wie die Waren heissen und für was sie eingesetzt werden. Wir zwängen uns Zick-Zack durch die engen Gassen, vorbei an vielen schwer beladenen Kulis die die Waren für ihre Kunden zum Ladeplatz tragen. Viele unbekannte, angenehme, ja sogar    ecklige Gerüche steigen uns abwechselnd in die Nase. Wir bleiben oft stehen um die Waren zu bestaunen und anzufassen und die Verkäufer haben ihren Spass an uns und fragen des öftern woher wir kommen, wie lange wir im Land bleiben oder wie alt wir seien. Sie wissen genau, dass wir keine potentiellen Käufer sind und wollen etwas Spass mit uns haben, denn Fremde kommen hier selten vorbei. In der Sektion mit den getrockneten Fischen und Garnelen, ganz oder gemalen, riecht es ganz besonders intensiv. Unglaublich wieviele und was für Arten Fische hier ihre Abnehmer finden. Man fragt sich unweigerlich, wie lange ist das Meer noch in der Lage soviel und so eine Artenreiche Vielfalt zu liefern!
 Mit vielen Eindrücken im Kopf und in  der Nase verlassen wir nach 1Std. den Markt und fahren weiter zu den weissen Elefanten. Weisse Elefanten sind zwar auch grau, aber etwas heller, denn nur ihre Behaarung ist weiss. Für die Burmesen haben sie eine ganz spezielle Bedeutung. Wenn solche Tiere auftauchen oder gefunden werden bedeutet das, dass eine glückliche und erfolgreiche Zeit für das Land bevorsteht. Zwei weisse und ein grauer Elefant werden am Rande von Yangon in einer Zoo ähnlichen Umgebung gehalten. Fotographieren darf man sie nicht! Auf einer bedachten Plattform stehen sie angekettet zur Schau und zweimal am Tag werden sie zum Spazieren ausgeführt. Wenn ich mich richtig erinnern kann, sind sie vor 3 Jahren hier aufgetaucht. Für wen haben sie in diesem Land wohl Glück und Erfolg gebracht? Noch vor dem Mittagessen besuchen wir den Marmorbuddha.Der 400 Tonnen schwere Marmorblock wurde von Mandalay hieher transportiert und in seine endgültige Form behauen, zur Feier der Jahrtausendwende. Eine logistische Meisterleistung für diese Leute schlechthin. Die Statue wurde mit Glas eingekleidet, ich vermute zur Sicherung gegen Beschädigungen durch die Umwelt. Auf den kühlen Stufen des Monuments machen wir eine Pause. Schwe Min bietet uns an, die Geschichte von Buddah und viel Wissenswertes zur Buddah Religion zu erzählen. Er hat das uns sehr anschaungsvoll und verständlich rüber gebracht. Es ist sehr interessant mehr über diese friedliche und sanfte Religion zu wissen, die ohne Götter auskommt und das Leben der Anhänger dieser Lehre so entscheidend beeinflusst. Schwe Min hat an der Universität studiert uns so kommen wir selbstverständlich auch dazu über die politische Situation im Land zu sprechen. Ich habe gehört, dass überall im Land Spitzel (sog. Hyänen) tätig  sind und bin deshalb etwas vorsichtig in der Öffentlichkeit politische Themen zu besprechen. Ihn scheint das nicht zu beunruhigen. Uns so erfahren wir viel über die Vorgänge im Land, die wir auch aus den Nachrichten mitbekommen haben. Nach seinen Ausführungen kann man als normaler Burmese nicht reich werden, weil das Business hier vollumfänglich von den Regierungsmitgliedern und deren Günstlingen beherrscht und kontrolliert wird. Auch die Medien sind kontrolliert und manipuliert. Seine Informationen bekommt er von Leuten wie wir oder über TV und Radio Broadcasting aus dem nahen Ausland. Eine Situation die uns nachdenklich stimmt. Es ist Zeit zum Mittagessen und Schwe Min will uns ein typisches Restaurant mit Burmesischer Küche zeigen. Was ist den speziell an der Burmesischen Küche. Es ist unbestritten, dass diese Küche nicht mit der Thai, der Vietnamesischen oder Chinesischen Küche konkurrieren kann, ist aber trotzdem schmackhaft. Sie ist ein Mix von Bamar, Mon, Indischer und Chinesischer Küche. Es wird sehr viel Curry mit Fisch, Geflügel oder Lamm angeboten. Sehr wenig Schweine- oder Rindfleisch kommt auf den Tisch, aus Rücksicht auf die Hindu und Burmesischen Buddhisten und die Animisten, Gläubigen der 37 Nat (Spirits). Ganz speziell ist, dass viele Gerichte kalt oder lauwarm gereicht werden. Dafür wird aber immer gratis eine Schüssel mit heisser Suppe (lentil oder dahl genannt) serviert, welche meistens kleine Stücke von Kartoffel, Kohlraben oder Okra enthält. Dazu wird natürlich immer gedämpfter Reis gegessen. Nudeln werden vorwiegend zum Frühstück oder als Zwischenmahlzeit eingenommen. Gegessen wird mit Löffel und Gabel ohne Messer, selten mit Stäbchen. Ein Krug mit Tee steht auf jedem Tisch und ist auch gratis. Myanmar Bier ist populär und sehr bekömmlich. Daneben trinken die Burmesen Palmensaft, süss oder im Gärprozess leicht alkoholhaltig, Toddy genannt. Dieser Saft wird von den Bauern auch zu Schnaps gebrannt, als Toddy Lokör oder auch Jaggery Likör genannt. Nach einem vozüglichen Mittagessen fahren wir in die Stadt zurück um die berühmte Schwedagon Paya (Pagode) zu besichtigen.
Einen ersten Eindruck dieser Pagode erhaschen wir vom Restaurant des Hitachi Hochhaus, das eine herrliche Aussicht auch auf die Stadt bietet. Vor dem eindunkeln betreten wir barfuss das Heiligtum. Der Eintritt für Inglets (Fremde) kostet 5$ und wird vollumfänglich für die Renovation verwendet. Für Einheimische ist der Zutritt frei. Dank den Ausführungen unseres Guides zum Buddhismus verstehen wir den Aufbau des Komplexes und auch das Verhalten der Gläubigen besser. Eine Pagode hat immer vier Ein- oder Aufgänge zum Innenhof und sind auf die vier Himmelsrichtungen ausgerichtet. Dieser Aufbau nimmt Rücksicht auf die vier Buddhas, die anerkannterweise bis heute gelebt haben. Um die imposante, mit mehreren Tonnen Gold und tausenden von Diamanten und anderen Edelsteinen verkleideten und geschmückten Hauptstupa oder Zedi genannt, gruppieren sich viel grössere und kleinere Nebengebäude, Stupas und Schreine mit unzähligen Buddha Figuren in allen Ausprägungen, zur Meditation und Gebet. Viele Anhänger aus aller Welt kommen hierher um ihr Karma mit Gebet und rituellen Handlungen aufzubessern. Viele sind beschäftigt mit ihrem, dem Geburtswochentag (Montag-Sonntag) entsprechenden Buddah durch begiessen mit Wasser zu waschen. Für jedes Lebensjahr muss ein Becher voll Wasser verwendet werden. Es ist beeindruckend diesem Treiben zu zuschauen und die feierliche Atmosphäre im Abendlicht zu geniessen. Wenn es eindunkelt werden die Stupas und Gebäude mit hunderten von Lampen und Scheinwerfern beleuchtet, ein phantastischer Anblick. Mit einem  überwältigenden Eindruck und in einer feierlichen Stimmung verlassen wir diese grandiose Kultstätte. Die Schuhe sind immer noch da und es werden uns sogar nasse Tücher gereicht um die Füsse zu reinigen.

Sonntag 10. Januar
Heute wird als Erstes das Velo ausgepackt und zusammengeschraubt. Die Schachtel können wir glücklicherweise bis zu unserer Rückkehr nach Yangon im Guesthouse deponieren, um sie für die Ausreise wieder verwenden zu können. Danach müssen wir für unsere Reise ins Landesinnere noch das Bahnbillet besorgen und Geld wechseln. Das Billet für die 300km oder 8-stündige Fahrt von Yangon nach Pyay kostet 13$ inklusive Velo, mit reservierten Sitzplätzen im 'Upper Class' Abteil. Die Bahn ist staatlich, und Ausländer bezahlen das 10-fache von einem einheimischen Fahrpreis. Der Billetschalter und die Perrons sind örtlich voneinander getrennt, also müssen wir unbedingt noch den Gepäckschalter und den Bahnsteig ausfindig machen wo genau Morgen um 13:00 Uhr unser Zug abfährt.
 Jetzt müssen wir uns noch um den Geldwechsel kümmern, denn im Landesinnere kann man nicht überall und wenn nur zu schlechteren Konditionen wechseln. Da wir eine grössere Menge wechseln müssen, begeben wir uns zum Scott Markt. Ein interessanter Markt wo man alles kaufen kann. Es gibt hier auffallend viele Juweliere und Goldschmiede. Diese machen ihre Geschäfte weniger mit Ausländern, sondern mit Einheimischen, die keinen Zugang zu Bankkonten haben und so ihre Ersparnisse in Gold anlegen und wieder verhökern wenn sie Geld brauchen. Den besten Kurs erhalten wir bei einem vertrauenswürdig erscheinenden Geldwechsler in dieser Umgebung. 1000K für grosse Scheine (100$) und 980K für alle anderen Dollar Scheine.Die grösste Note in Myanmar ist der 1000K Schein. Nun muss man sich diesen Vorgang einmal vorstellen. Jeder von uns muss für unsere Reise 1000$ wechseln, das sind 1 Million Kyma oder 1000 Scheine und diese muss man einzeln zählen um nicht übers Ohr gehauen zu werden. Das dauert seine Zeit und fordert Konzentration. Es ist auch gewichtsmässig eine Menge Geld die wir von nun an mit uns im Rucksack mitschleppen müssen. Unglaublich aber wahr. Den Rest des Tages relaxen wir oder verbringen die Zeit mit Lesen. Eine gute Gelegenheit die ersten Eindrücke zu verarbeiten und über Land und Leute nachzudenken.
Einwohner:
Myanmar hat 47 Millionen Einwohner, wovon ganze 11% in der Stadt Yangon. Der Rest verteilt sich auf die 676'577 Quadrat Kilometer Fläche, das ergibt eine Bevölkerungsdichte von 70 Einwohner pro Quadrat Kilometer. Die Einwohner sind unterteilt in 8 Nationalitäten: Bamar (68%), Shan, Mon, Kayin, Kayah, Chin, Kachin und Rakhaing. Diese werden noch in 67 Untergruppen unterteilt.
Religion:
Buddhisten (68%) mit 500'000 Mönchen, Christen (4%), Muslime (4%), Hindu (1,5%) und Animisten (1%). Von jedem buddhistischen Mann wird erwartet, dass er zwei mal in seinem Leben als Mönch temporär in ein Kloster eintritt. Das erste Mal zwischen 10 und 20 Jahren und das zweite Mal nach dem 20-igsten Lebensjahr. Sie tragen dunkelrote Umhänge, oder hellrote für Novizen unter 15 Jahren. Alles was ein Mönch besitzen darf sind: 3 Umhänge, 1 Rasiermesser, 1 Tasse, 1 Filter zum filtrieren von Trinkwasser, 1 Schirm und   ein Bettelgefäss (bowl). Eigentlich betteln sie nicht um Essen oder Geld, sondern sie bieten den Gläubigen die Gelegenheit Gutes zu tun! Auch Frauen können als Nonnen in ein Kloster eintreten, ist aber nicht so wichtig wie für Männer. Wie in vielen anderen Religionen hat die Frau einen geringeren Status und darf nicht alle Rituale wie Männer durchführen. Auch sie rasieren ihre Köpfe und tragen aber rosarote Umhänge.