Donnerstag,18. Februar
Diese Woche verbringen wir in einem bequemen Hotel das von einer freundlichen und hilfsbereiten Familie betrieben wird in Nyaungshwe am Inle Lake. Dieser Frischwassersee weist eine Fläche von 116 km2 auf und ist die zweite grösste See in Myanmar in den Shan Hills auf 880 m Höhe gelegen. Während der Trockenzeit beträgt seine durchschnittliche Wassertiefe nur 2.1m und misst am tiefsten Punkt gerade mal 3.7m. In der Regenzeit steigt sein Pegel um 1.5m an. Über 20 Schnecken- und 9 Fischarten sind einzigartig und nur hier zu finden. In den vielen kleinen Dörfern rund um den See und in den flankierenden Bergen leben verschiedene ethnische
Völker. Die wichtigsten Gruppen sind die Intha und ein Mix aus Shan, Taungyo, Pa-O, Danu, Kayah, Danaw und Bamar. Der rege Verkehr auf dem See wird von den traditionellen kleinen und den etwas grösseren Booten mit Aussenboard Motor dominiert. Die lokalen Fischer verwenden einen ganz speziellen Ruderstiel, indem sie im Heck des Bootes auf einem Bein stehen und das andere um das Ruder schlingen. Dieser Ruderstiel ermöglicht es den Fischern eine bessere Übersicht auf die vielen schwimmenden Pflanzen zu haben als dies im sitzen der Fall wäre.
Freitag, 19. Februar
Heute ist eine ganztägige Fahrt mit einem der vielen Boote mit Aussenbord Motor auf dem Programm. Unser Guide, eine junge Frau aus Nyaungshwe, hat sich anerboten diese Tour für uns zu organisieren. Schon um 08:00 Uhr legen wir im Hafen ab und fahren zuerst auf dem 2 km langen Kanal zum See. Als Erstes wollen wir den einmaligen Wochenmarkt der Bergvölker in Intha besuchen. Dazu müssen wir den See überqueren
und dann einen schmalen Kanal hinauf fahren um zum Dorf zu gelangen. Die Fahrt über den See im morgendlichen Dunst ist erfrischend und wir haben Gelegenheit den Fischern zuzuschauen wie sie mit ihrer einmaligen Ruder- und Fangtechnik ihr Glück versuchen. Der Kanal führt jetzt in der Trockenzeit sehr wenig Wasser und an manchen Stellen müssen wir von Einheimischen durch die seichte Fahrrinne geschoben werden. Der Abfluss des Wassers wird durch mehrere Wehre gesteuert, die in der Mitte des Kanals eine schmale Öffnung aufweisen, die der Bootsführer sehr geschickt navigiert. Eine sehr
unterhaltsame Fahrt bis wir unser Ziel erreichen. Natürlich sind wir nicht die Einzigen, der kleine Hafen ist voll von den Booten der Einheimischen Marktfahrer und der Touristen die diesen einmaligen Markt auch besuchen. Es herrscht ein emsiges Treiben, das mehrheitlich vom Bergvolk der Pa-O beherrscht wird. Hier kann man alles für den täglichen Bedarf der Leute kaufen, Knoblauch, Chilli, frische Kräuter, exotische Gewürze, Gemüse und Fleisch. Ein spezieller Duft hängt in der Luft. Traditionelle Medizin der Pa-O und westliche Medizin wird
nebeneinander angeboten und gehandelt, und das alles Rezeptfrei. Ich staune wie diese Leute damit zu Recht kommen. Natürlich ist das vielfältige und ungewöhnliche Angebot an Fertiggerichten in den einfachen Restaurants nicht für unsere westlichen Mägen tauglich. Nach einem erfrischenden Saft einer Kokosnuss verlassen wir den Markt und fahren auf dem Kanal zurück zum See.
Rund um den See sind viele Dörfer als
Pfahlbausiedlungen in den See gebaut, deren Bewohner sich ihr Einkommen nicht nur vom Fischfang, sondern auch vom Betrieb der umfangreichen schwimmenden Gärten und auch als geschickte Handwerker sichern. Ihre Waren verkaufen sie vorzugsweise an die vielen Touristen, denn dabei erzielen sie den besten Verkaufspreis. Als Erstes besuchen wir eine Silberwerkstätte. Hier werden ihre traditionellen, äusserst filigranen Schmuckstücke hergestellt, alles in Handarbeit. Es ist erstaunlich wie geschickt diese Arbeiter, mehrheitlich Männer, mit einfachen Mitteln die feinsten Details
herausarbeiten und zusammenmontieren. Schmuckstücke die in tagelanger Arbeit hergestellt
wurden können sehr kostengünstig er tanden werden, denn die Arbeitskraft ist hier sehr billig. Nicht weit entfernt besuchen wir die Siedlung der Giraffen(hals)frauen. Die Frauen des Padaung-Stammes tragen Ringe aus Messing um den Hals. Die ersten Ringe bekommen die Mädchen im Alter von fünf Jahren von einer Schamanin nach dem Befragen des Horoskops angelegt. An dem jährlich wiederkehrenden Tag bekommen sie einen weiteren Ring angelegt. Durch den Druck der Messingringe werden Nackenmuskulatur, Schlüsselbeine und Schulterblätter nach unten gedrückt. Nach etwa 20 Jahren liegen bis zu 30 Zentimeter geringeltes Messing zwischen Kopf und Schulter.
Der Rekord liegt bei 40 Zentimetern. Die Messingringe wiegen bis zu neun Kilogramm. Je mehr Ringe eine Frau trägt, umso höher ist das Ansehen ihrer Familie. Diese Ringe können nicht mehr entfernt werden, weil sonst die geschwächte Nackenmuskulatur den Kopf nicht mehr tragen kann. Zum Schlafen können die untersten fünf Ringe nach oben verschoben werden um eine gewisse Entlastung zu erreichen. Diese Frauen sind beschäftigt auf einfachen Webrahmen bunte Tücher für ihre Blusen und Longhi’s zu weben. Es ist Mittag geworden und wir verköstigen uns in einem der vielen Restaurants, natürlich auf Pfählen, mit einheimischer Küche. Trotz der Wärme ist es hier oben durch den Wind der über den See weht angenehm kühl. Anschliessend besuchen wir eine
Seidenweberei, welche als Burmesische Spezialität auch die einzigartige Textilfaser aus dem Stiel der Lotuspflanze in aufwendiger Handarbeit gewinnt. Diese Erzeugnisse, meistens Schultertücher, sind deshalb teurer als Seide und werden auch häufig zusammen mit Seide als Mischgewebe verarbeitet. Auf alten, klapprigen Webstühlen weben junge Frauen Tücher aus Seide und Lotus Material mit komplizierten Motiven und Farbmustern, was eine unglaubliche Konzentration voraussetzt. Gewisse Erzeugnisse werden anschliessend noch in einem aufwendigen Verfahren gefärbt. Ich bin immer wieder
beeindruckt wie hier mit einfachen Geräten so hochwertige Erzeugnisse hergestellt werden. Weniger delikat aber nicht weniger beeindruckend geht es in der Schmiedewerkstatt zu und her, die wir nun besuchen und den Handwerkern bei ihrer schweisstreibenden Arbeit beobachten können. Hier wird ohne Dampfhammer das Eisen bearbeitet, indem mehrere Arbeiter ihre schweren Hämmer in rhythmischer Folge auf das glühende Eisen schlagen. Selbst der Blasbalg auf der Esse wird von Hand betrieben. Hier werden
Erzeugnisse des täglichen Bedarfs der Bauern aber auch kunstvolle Schwerter und Messer hergestellt und verkauft. Nun ist noch der Besuch einer Tabakfabrik vorgesehen, oder besser gesagt die Herstellung der bekannten Zigarren der Burmesen, die Cheroot’s. Das sind sehr kostengünstige, zylindrische Zigarren verschiedener Dicke. In einer Halle sitzen in mehreren Reihen, auch hier, sehr junge Frauen im
Schneidersitz und drehen diese Zigarren in unglaublichem Tempo und Geschick. Das feine Tabakmaterial wird blitzartig in eine Art Zylinder gefüllt und anschliessend mit dem speziellen Deckblatt, Blätter der Sebestan Pflanze versehen,
welche von der Pa-O Bauern in den Bergen angebaut und getrocknet werden. Jedes Mädchen muss pro Tag 1000 Stück produzieren und bekommt dafür grade einmal 1000Kyat oder umgerechnet 1$. Immer wieder erstaunlich für wie wenig Geld hier gearbeitet wird. Auf dem Rückweg besuchen wir noch die immensen schwimmenden Gärten für den Anbau von Früchten und Gemüse, vorwiegend aber werden hier die kleinen, geschmackvollen Tomaten, die Landesweit in den Verkauf kommen, angebaut. Diese Gärten bestehen aus schmalen Streifen Erde, welche mit Bambus Stangen im See verankert werden damit sie nicht wegschwimmen und die Schwankungen des Seepegels mitmachen können ohne überflutet zu werden. Diese Streifen dürfen nicht breit sein, damit sie von den Booten aus beidseitig aus den Kanälen bewirtschaftet werden können.
Den natürlichen Dünger gewinnen die Bauern aus dem Unkraut und den Algen die im seichten Wasser auf dem Seegrund gedeihen. Diese Gärten sind Dank dem Dünger und den vielen Naherstoffen im Seewasser selbst äusserst produktiv. In den Kanälen zwischen den Gartenstreifen wachsen viele hier nicht einheimische Wasser-Hyazinthen, welche zwar die Wasserqualität verbessern aber so schnell wachsen, dass dabei die Kanäle verlanden. Ihre Bekämpfung ist ein aufwendiges Unterfangen. Der Einsatz von Baggern und Pumpen in den letzten 20 Jahren hat einen gewissen Erfolg gebracht. Ein erhebliches Umweltproblem für den See besteht in seiner Verlandung durch den Effekt einer wachsenden Bevölkerung und direkt wegen der unkontrollierten Abholzung der umgebenden Berge für Feuerholz, wodurch viel Humus und Nährstoffe von den Bergen in den See geschwemmt wird. Besonders in der Trockenzeit ist es nötig, dass viele Kanäle laufend ausgebaggert werden müssen um eine fahrbare Wasserrinne für den Bootsverkehr aufrechterhalten zu können.
Samstag, 20. Februar
Die Umgebung des Inle Sees ist sehr beliebt für Trekking Touren. Sehr beliebt ist eine 3-tägige Tour vom Inle See nach Kalaw, mit zwei Übernachtungen in einem Kloster und in einem Dorf der einheimischen Bergbevölkerung. Wir haben uns für eine 1-tägige Wanderung in die Berge zu einem Pa-O Dor entschieden. Die Schwester unseres Guides ist dort oben als Lehrerin tätig. Das ist nicht ganz freiwillig, den die Lehrkräfte werden nach ihrer Ausbildung verpflichtet für zwei Jahre als Lehrer in einem abgeschiedenen Dorf der Bergvölker zu unterrichten.
Das scheint mir eine sehr gute Lösung zu sein, damit
auch für diese Bevölkerungs- Gruppe ausreichend Lehrkräfte zur Verfügung stehen, denn freiwillig würden sich wohl wenige Lehrer für diesen Einsatz in der Abgeschiedenheit mit sehr einfacher Lebensweise in den Bergen entscheiden. Um 07:00 ziehen wir in der kühlen Morgendämmerung los, denn das Dof der Pa-O das wir besuchen wollen liegt auf über 1700m. Der Aufstieg zeigt schonungslos die Fehler der Bewirtschaftung und die Folgen der Abholzung der Wälder und die anschliessende Brandrodung auf. Durch die begünstigte Erosion der Humusschicht die in der Regenzeit in den See geschwemmt wird, sind
die Bauern gezwungen ihre Felder bis zum Bergkamm auszudehnen um ihren benötigten Ertrag zu sichern. Mandi ist so enttäuscht von dieser Situation, dass er die Wanderung abbricht und zurück geht. Weiter oben am Berg wo sich die Dörfer der Pa-O befinden wird es diesbezüglich viel besser. Die Vegetation ist hier noch intakt. Hier gibt es noch grosse Bambuswälder, der wichtigste Rohstoff für ihre Behausungen und ihre Gerätschaften und genügend frisches Wasser für Leute und Tiere. Die Pa-O sind gute Bauern. Ihre wichtigsten Erzeugnisse sind die Sebastian Blätter für die Cheroot’s die sie von der
strauchartigen Pflanze pflücken und in ihren Öfen trocknen. Ein weiteres wichtiges Erzeugnis sind Frühlingszwiebeln die auf dieser Höhe offensichtlich gut gedeihen. Von hier oben wäre der Ausblick auf die gegenüber liegenden Berge und den Inle See grandiose, aber der Dunst und die Luftverschmutzung beeinträchtigen leider die Sicht. Das Dorf der Pa-O wo die Schwester unseres Guides arbeitet ist sehr authentisch und die Leute haben offensichtlich wenig Kontakt mit Fremden, denn sie sind mir gegenüber sehr scheu und eher unzugänglich. Die Schwester die uns in einer einfachen Küche auf offenem Feuer ein
schmackhaftes Essen zubereitet spricht die Sprache
der einheimischen, und so kann ich doch noch ein paar interessante Bilder machen. Die Schule darf ich natürlich auch besuchen und ich bin von der Disziplin der Schüler und der Sauberkeit der einfachen Klassenzimmer sehr beeindruckt. Schon bald müssen wir den Abstieg unter die Füsse nehmen, denn das sind noch einmal 3 Std bis zum See, wo auf uns bereits das Boot wartet, das uns zurück zum Hotel bringt.
Sonntag, 21. Februar
Heute machen wir eine kleine Velotour zur heissen Wasserquelle auf der rechten Seite des Sees. Die Quelle liefert ca. 70 Grad heisses Wasser das zuerst abgekühlt werden muss bis es im Spa für die Besucher verwendet werden kann.
In drei Wasserbecken mit unterschiedlichen Temperaturen kann man die heilende Wirkung dieser Mineralquelle auf sich einwirken lassen, ganz in der Art unserer Heilquellen. Nach dem Mittagessen verpflichten wir einen Bootsbesitzer der uns samt Velo auf die andere Seite des Sees bringt. Auf dieser Seeseite befinden sich mehrere mondäne Ferienorte direkt am See. Im Inle Lake Ressort genehmigen wir uns ein kühles Bier, um zu sehen wie hier die oberen 10’000 ihren Urlaub verbringen.
Es ist eine sehr stilvolle und gepflegte Anlage vergleichbar mit unseren Top Hotels. Luxus pur, mit Sicherheit nichts für uns!
Montag, 22. Februar
Ein kleiner Ausflug zu einem der zwei Weingüter in dieser Gegend ist angesagt. Den Wein, der hier an- und ausgebaut wird schmeckt ausgezeichnet, ist vergleichbar mit australischen oder amerikanischen Weinen. Leider nicht sehr preiswert und somit, ausser für Touristen und die Reichen dieses Landes, kaum erschwinglich. Nicht verwunderlich, denn das Weingut gehört einem Günstling des Machthabers, der unter Anderem Zuckermühlen, Edelsteinminen und Zementfabriken in diesem Land beherrscht! Unter diesen Umständen beschliessen wir in Zukunft auf Burmesischen Wein zu verzichten.
Donnerstag,25. Februar
Die Rückreise nach Yangon wäre eine beschwerliche Busreise geworden, und so beschliessen wir einen Flug von Heo nach Yangon zu buchen. Mandi hat sein Velo verschenkt und so haben wir kein Gewichtsproblem
mit nur meinem Velo. In Yangon verpacken wird es wieder in die Box die wir hier im Hotel deponiert haben. Alles verläuft Reibungslos und so sind wir noch gleichen Tags am Abend in Bangkok. Für den Rest des Winters werden wir gemütlich und erholsam im Philippinischen Archipel untertauchen, bis wir am 16. April wieder in der Schweiz auftauchen werden.